Kaum eine Thematik rund um den Fußball zieht momentan solch mediale Aufmerksamkeit auf sich wie die besagte 50+1-Regelung. Manch einem ist die enorme Bedeutung eben selbiger Regelung überhaupt nicht bewusst und für viele keimt die Frage auf, was denn daran überhaupt so wichtig sei.
Beginnen wir mit der trockenen Theorie. Die 50+1-Regelung ist ein Paragraph der Statuten der Deutschen Fußball Liga. Sie besagt stupide ausgedrückt, dass kein Milliardär a la Hopp, kein Scheich, und kein sonstiger Investor, die absolute Mehrheit, also 51% der Anteile eines Fußballvereines übernehmen darf. Sollte dies dennoch der Fall sein, bekommt dieser Verein keine Lizenz und ist somit nicht berechtigt Spiele im Rahmen der DFL auszutragen. Leider Gottes wird diese Regelung immer wieder und immer mehr hinterwandert bzw. kritisiert und über sie diskutiert. So zuletzt geschehen durch Martin Kind, Präsident des Hannoverschen SportVereins, der sie auf der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes am 10. November 2009 auf die Tagesordnung gebracht und zum großen Thema gemacht hat.Glücklicherweise stellen sich schon im Vorfeld klar die Mehrheit der Bundesligisten gegen das Aufheben dieser Regelung und auch gegen die Anerkennung einer Konsens-Lösung.
So kam es auch, dass bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Dienstag lediglich eine Stimme, vermutlich von Herrn Kind selbst, für die Aufhebung dieser Regelung stimmte und seine Pläne somit vorerst ad acta gelegt wurden.
Leider ist der Kampf gegen den modernen Fußball und in diesem Falle speziell gegen die Person Martin Kind bzw. dessen Pläne noch lange nicht gewonnen. Bereits im Vorfeld kündigte er an, dass er im Falle einer Ablehnung der Änderung dieser Regelung es in Erwägung ziehe vor das Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes oder vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.
Blanke Theorie hin oder her. Was will der Mann damit bezwecken? Wieso soll sie überhaupt außer Kraft gesetzt werden? Ganz einfach: Er will Verhältnisse wie beispielsweise in England schaffen. D.h. er will, dass die Bundesliga für große Investoren „interessanter“ wird, und sie auch mehr als 49% der Anteile an einem Verein erwerben können. Für den Pay-TV-Schauer vor dem heimischen Fernseher sicherlich eine sehr interessante These. So würde man bald in den heimischen Signal-Iduna-Parks, Commerzbank-Arenen, Playmobil-Stadien, etc. auch die ganz großen Stars begrüßen können und würde tollen Fußball präsentiert bekommen. Die Bedeutung für Fans, Fanszenen und Fankultur sollte bzw. darf hierbei aber absolut nicht vergessen werden. Es reicht doch schon, dass heilige Namen wie Westfalenstadion durch lächerlich klingenden Sponsoren-Namen getauscht werden und die Kommerztrommel kräftig gerührt wird. Ein Aufheben eben selbiger Regelung würde für den treuen Fan, der Woche für Woche seiner Mannschaft hinterherfährt, drastische und nicht hinnehmbare Folgen haben. Die Eintrittspreise würden zwangsläufig in die Höhe schnellen und ein Stadionbesuch zum Luxusgut werden, so geschehen z. B. in England. Kein normaler Mensch könnte sich mehr einen regelmäßigen Stadionbesuch leisten und ein riesen Stück Fankultur würde deutschlandweit wegbrechen. Für Wirtschafter wie Martin Kind völlig uninteressant. Sie interessiert nur die Wirtschaftlichkeit des eigenen Unternehmens (Vereins). Jeder Fan, dem etwas an der Sache Fußball liegt, egal ob Ultra‘, „Normalo“, Kutte oder Pay-TV-Schauer muss alles in seiner Macht stehende dafür tun, dass eben besagte Regelung erhalten bleibt und dass Martin Kind seine Pläne aufgibt.
Vorerst scheint er gescheitert, aber es bleibt abzuwarten zu welchen Schritten er als nächstes bereit ist und inwieweit er sie umsetzt. Der Kampf geht weiter. Lasst den modernen Fußball nicht komplett gewinnen – 50+1 MUSS bleiben. Heute, Morgen und für alle Zeit!